Auf dem Ruhestein, einer Passhöhe auf ca. 900 Metern, befindet sich das neue Besucherzentrum des Nationalpark Schwarzwald. Entsprechend dem Motto des Nationalparks - EINE SPUR WILDER - wurde eine Figur aus langgestreckten Riegeln entwickelt, die sich eng mit dem Waldgefüge verwebt. Verwaltung, Foyer und Nebenräume wurden auf einem baumfreien Plateau platziert, während die Ausstellungsbereiche und der Skywalk teilweise freitragend in den Wald ragen. Die Raumverbindungen sind von vielfältigen Aus- und Durchblicken bestimmt, die den Bezug zur Umgebung herstellen. Die Riegel sind gemäß ihrer Nutzungen und Wegeführungen gegliedert und nehmen die Besucher der Dauerausstellung mit auf eine Reise durch den Urwald des Nationalparks. Mit seinem Haupttragwerk aus Holz- und Hybridfachwerken lotet das Gebäude die Möglichkeiten und Grenzen des Werkstoffs Holz aus. Das nachhaltige Technikkonzept nutzt die Wärme des Erdreichs, Holz als Energieträger und Regenwasser für Kühlzwecke.
Das Nationalparkzentrum setzt das prominenteste Zeichen eines ehrgeizigen Projekts, das vor über 10 Jahren seinen Anfang nahm und in der Bevölkerung hitzig debattiert wurde: die Einrichtung des Nationalparks Nordschwarzwald inmitten eines monokulturell geprägten Nutzwalds. Die Erwartungen an das Gebäude waren aus verschiedenen Richtungen groß und sie werden eingelöst. Die markante Figur langer, sich überlagernder Gebäuderiegel schafft ein überzeugendes Ineinandergreifen und Durchdringen von Wald und Gebäude, wobei die Bäume an manchen Stellen so nah heranrücken, als seien sie erst nach dem Bau durch diesen hindurchgewachsen. Das sind die eindrücklichsten Momente. Man hätte sich insgesamt eine etwas weniger dogmatische Umsetzung des prägnanten Entwurfsgedanken gewünscht, etwas mehr Lässigkeit, vielleicht auch gerade im Sinne der Nachhaltigkeit.
Die Konstruktion beeindruckt, insbesondere auf der Waldseite. Die Detaillierung ist sehr sorgfältig und präzise. Die Ausstellungsgestaltung als Black Box wurde von der Jury kontrovers diskutiert. Insbesondere das Ende des Parcours am Austritt in den Wald wird kritisch gesehen. Dazu sei angemerkt, dass das Architekturbüro vermutlich leider wenig Einfluss auf die Ausstellungsgestaltung nehmen durfte. Mit den Jahren ist zu erwarten, dass auch die letzten Spuren des an sich schon behutsamen baulichen Eingreifens in den Wald verschwinden werden und das Gebäude noch dichter in die Landschaft integriert wird.