Sanierung und Umbau des Amts-, Nachlass- und Betreuungsgerichts
Tübingen

Architekturbüro
Dannien Roller Architekten + Partner
Tübingen
www.dannien-roller-architekten-partner.de
Bauherr
Vermögen und Bau Baden-Württemberg
Tübingen
Auszeichnung
2023
Sachgruppe
Rathaus
Kreisgruppe
Neckar-Alb
Jahr der Fertigstellung
2021
Beschreibung
Beschreibung

Der Umbau des Kammergebäudes steht in der Balance zwischen Militärbaudenkmal und einem Ort der modernen Rechtsprechung. Als Zeichen der neuen Identität schwebt der elegante Schriftzug über dem Eingang und geht mit der Architektur die Synthese als Informationsträger und Fassadenornament ein.
Die Bausubstanz war stark geschädigt und der Austausch der Erdgeschossdecke notwendig. Die neue Sichtbetondecke ist dem Ausdruck der entfernten Decke verhaftet. Asymmetrische Betonstützen greifen das Spröde des früheren Zweckbaus auf. Rau verputzte Wände und Sichtestrich werden ergänzt mit Möblierung aus Eichenholz und entsprechen der Würde des Gerichts.
Die einstigen Garagentore der Fahrzeughalle wurden zur Belichtung geöffnet. Als Reminiszenz an die Holztore sind die Glasscheiben bildhaft in die Tiefe versetzt angeordnet. Die behutsame Konfrontation von Ursprünglichem und Zeitgemäßem ermöglichte die funktionale Transformation in einer Atmosphäre des Respekts vor einem geschichtsträchtigen Ort.

Würdigung
Würdigung

Die Modernisierung und der Umbau des Amts-, Nachlass- und Betreuungsgerichts in Tübingen besticht durch einen vorbildhaften Umgang mit dem Bestand und einer hohen handwerklichen Ausführungsqualität. Alle Fassaden wurden mit großer Achtsamkeit bearbeitet, die Mauerwerksbänder und Stürze saniert, der Putz wieder hergestellt und durch einen feinen Schriftzug ergänzt. Die Präsenz des Gebäudes im Stadtraum wurde weiterhin subtil durch die nach unten vergrößerten Fenster des Erdgeschosses und die Einführung einer neuen Rollschicht der Brüstungen erzielt.
Angemessen für das Foyer der neuen Nutzung wurde im Erdgeschoss die marode Bestandsdecke abgebrochen und mit großem Aufwand durch eine robuste und in ihrer Wirkung prägnante Stahlbeton-Kassettendecke ersetzt, die durch eigenwillige, sechseckige und besonders bearbeitete Stahlbetonstützen entlang der beiden mittleren Achsen abgetragen werden. Der helle, freundliche Terrazzo mit buntem Zuschlag unterlegt als heiterer Begleiter das subtile Spiel mit Materialien und Oberflächen, das eine würdevolle Ordnung und Klarheit in den Räumen herstellt.
Geschickt sind einige Gerichtsräume durch eine Holz-Glas-Trennwand vom Erschließungsbereich abgetrennt. Diffuses Südlicht ergießt sich nun durch die satinierte Verglasung und empfängt die Besucher und Besucherinnen freundlich. Sehr präzise gearbeitete Einbaumöbel aus Eichenholz – wobei insbesondere die markanten und speziell entwickelten Verhandlungstische in den Gerichtsräumen zu erwähnen sind – schaffen einen würdevollen Rahmen und eine dem Gericht angemessene Atmosphäre.

Projektbeteiligte
Projektteam
Maren Dannien
Matthias Roller
Simon Kirsch
Projektsteuerung
Dannien Roller Architekten + Partner, Tübingen
Tragwerksplanung
IB Knaak + Reich, Reutlingen
Haustechnik
IB Sailer, Tübingen
Elektro
Müller & Bleher, Filderstadt
Bauphysik
IB Rath + Fritz, Metzingen
Akustik
IB Rath + Fritz, Metzingen
Lichtplanung
Dannien Roller Architekten + Partner, Tübingen
Brandschutz
BAV Ingenieure, Filderstadt
Vermessung
IB Helle, Tübingen
Standort
Schellingstraße 9-11, 72072 Tübingen
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