Der Alte Milchhof gibt eine Antwort auf die Frage, wie alte, brachliegende Gewerbeflächen für eine Wohnnutzung umgewidmet werden können und gleichzeitig eine städtebaulich verträgliche Nachverdichtung bestehender Quartiere erfolgen kann. Integraler Bestandteil des Projekts war die frühe Integration verschiedener sozialer Einrichtungen im Projekt von denen auch das gesamte Quartier profitiert: eine Betreuungseinrichtung der Arbeiterwohlfahrt mit offenem Gemeinschaftsraum, darüber liegend ein betreutes Wohnen und eine Kita für rund 100 Kinder. Der gemeinsame Hof wird zum verbindenden Freiraum für alle, an dem auch das Pflegeheim auf dem Nachbargrundstück partizipieren kann. Durch kompakte Wohnungen werden günstige Mieten ermöglicht, wobei annähernd 90 Prozent der Wohnungen barrierefrei herstellbar sind. Ergänzend dazu wurden bewusst niedrige Brüstungen geplant, um auch Personen im Rollstuhl und bettlägerigen Menschen einen Ausblick zu ermöglichen.
Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Wohnprojekt „Milchhof“ ist ein herausragendes Beispiel für eine gelungene Nachverdichtung und architektonische Neusetzung am Rand der Innenstadt Pforzheims.
Das Grundstück, auf dem der frühere Milchhof stand, bot den optimalen Raum für die präzise gesetzte neue, offene Blockrandbebauung. Bemerkenswert ist zunächst jedoch die Programmierung. Es entstand hier kein monofunktional-monotoner Wohnblock, sondern ein echter Stadtbaustein mit einer sehr gelungenen Nutzungsmischung als Beitrag zu einem lebendigen Stadtgefüge. Attraktiver Wohnraum mit einer integrierten Kinderbetreuungseinrichtung, betreutes Wohnen, Gewerbeflächen und qualitätsvolle Grün- und Freiflächen ergänzen sich zu einem Ganzen. Der Entwurf fasst mit drei verwandten Gebäuden den „Alten Milchhof“ ein und bildet einen klaren, neuen Stadtraum nach Innen und Außen aus, die deutlichen Höhenunterschiede bilden ein dynamisches Ensemble heraus, trotz der massiven Dichte und Höhe entsteht jedoch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl der Enge oder Unmenschlichkeit. Ein elfgeschossiges Punkthaus setzt die aus Richtung Bahnhof kommende „Stadtkrone“ fort und verankert den „Alten Milchhof“ in der Silhouette der Stadt. Im Inneren entsteht ein begrünter Quartiersplatz, in dessen Mitte ein Wasserbecken mit langen Bänken einen Treffpunkt für Jung und Alt bietet. Diesen Bereich hätte man sich in einer idealen Welt noch etwas liebevoller gestaltet vorstellen können.
Alle Wohnungen haben ihre Adresse am Innenhof. Eine Sozialstation, ein Quartierstreff und die Kita grenzen an diesen an: So entsteht Kommunikation und Begegnung! Die Fassaden bestehen aus markanten rotgefärbten Betonfertigteilen und nimmt sowohl Bezug auf die industrielle Historie des Ortes als auch auf die rote Färbung des regionalen Sandsteins. Sie verleihen den Gebäuden einen dauerhaften Charakter, nachhaltig im besten Sinne. Die Tiefe der Fassaden unterstreicht zusammen mit der textilen Verschattung der Loggien den wohnlichen Charakter des „Alten Milchhofs“.
Ein nahezu perfektes Beispiel dafür, wie städtischer Wohnungsbau heute gehen sollte!