Der vermutlich größte original erhaltene Keramikbrennofen Deutschlands, erbaut Mitte des 19.Jhds. , wurde neben seiner musealen Konservierung einer neuen multifunktionalen Nutzung zugeführt. Die Außenfassade der Erweiterung ist klar ablesbar, wobei sich der Sichtbetonanbau in seiner backsteinfarbenen Schattierung dem Bestandsbau unterordnet, ohne sich fremd abzugrenzen. Der durchgefärbte, unbeschichtete Sichtbeton, dient Wand und Decke gleichermaßen als homogenes, industriearchaisches Material und behält seine Färbung auch im Innenraum bei. Im Bestand werden die baufälligen Zwischendecken durch nachhaltige rohe Betondecken mit Bauteilaktivierung ersetzt. Keine ablenkenden Details schmälern die Ausdruckskraft des Rundofens, der nun als Hauptdarsteller über vier Stockwerke hinweg und aufgrund des Luftraumes gepaart mit unterschiedlichen Blickwinkeln in Höhe und Weite, eindrucksvoll erfahrbar wird. In den Abendstunden leuchtet das Gebäude von innen heraus und gibt sein Geheimnis Preis.
Gestalterische Aufgabe war es, den historischen Rundbrennofen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der die industrielle Geschichte der Stadt Zell a.H. verkörpert, in seinem Bestand zu sichern und als industrielles Denkmal darzustellen. Diese Inszenierung ist auf hervorragende Weise geglückt! Die schräg nach innen verschwenkte gläserne Eingangsfassade verschafft dem Publikum bereits mit dem ersten Blick ins Gebäude eine besondere Überraschung. Die repräsentative Darstellung des Rundofens setzt sich im Inneren fort. Durch einfache, harte Materialien werden die frühere Bedeutung des Ortes und die Anstrengung der damit verbundenen Arbeit auf subtile Weise vermittelt. Auf verschiedenen Ebenen ist es möglich, den Rundofen entweder ganz nah in seiner Struktur und Materialität sowie mit seinen einzelnen Brennkammern zu erleben oder im einige Meter abgesetzten Erschließungstrakt in seiner gesamten Größe wahrzunehmen. Die Industriegeschichte des Ortes ist in einer Ausstellung auf zurückhaltende Art und Weise rund um den Ofen angeordnet. Die gesamte Gestaltungssprache zeichnet sich durch ihre Klarheit aus, die in keinerlei Konkurrenz zum „Hauptdarsteller“ tritt. Der Erschließungstrakt mit Aufzug ist wohl proportioniert und besticht durch Einfachheit. Der ausreichend bemessene Freiraum im Eingangsbereich ermöglicht vielfältige Nutzungen. Als Besonderheit ist das Trauzimmer in der obersten Brennkammer zu nennen, das vermutlich republikweit seinesgleichen suchen dürfte.