Das Wohnheim liegt in einem gewachsenen Stadtteil, das geprägt ist von kleinen Handwerksbetrieben in starker Hanglage. Die Werkstattanbauten befinden sich in zweiter Reihe im Wohngebiet. Von dieser kleinteiligen Struktur ausgehend bekommt das Gebäude eine Gliederung in drei Gebäudeteile, die auf die "Körnung" des Umfelds eingeht. Zentrale architektonische Idee ist, die im Gebäude befindlichen Werkstatträume zur Straße gut einsehbar anzuordnen, um auf die spezielle Nutzung des Gebäudes hinzuweisen. Hier arbeiten und wohnen chronisch mehrfach behinderte Menschen. Mit den Blickbeziehungen von außen nach innen und umgekehrt ergeben sich Verbindungen zum Wohnumfeld. Diese Verbindungen sind prägend für das Gebäude. Mit vier kleinen Appartements, 4-Zimmer Wohnungen und einer 8-Zimmer Wohnung werden allen Bewohner individuelle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Wohnformen angeboten.
Der Neubau des Wohnheims überzeugt durch seine behutsame städtebauliche Einbindung in den von Wohnhäusern und kleinen Handwerksbetrieben geprägten und gewachsenen Stadtteil Plochingens.
Maßvoll gliedern sich die abgestaffelten Bauvolumina in die ortstypischen, giebelständigen Stadtraumproportionen. Durch das behutsame Versetzen der Baukörper entstehen qualitätsvolle Außenräume. Frei von Barrieren werden spannungsvolle Übergänge inszeniert, vom öffentlichen Raum über halböffentliche bis hin zu halbprivaten Freiräumen.
Insgesamt vermag das Gebäude sehr unprätentiös das Narrativ einer inklusiven Gesellschaft in einer äußerst unaufdringlichen, leisen und zugleich ausdrucksstarken Sprache zu artikulieren. Im Inneren sind die Erschließung und die Nebenräume spannungsvoll in der offenen Raumfolge der Gemeinschaftsräume organisiert, wodurch das Miteinander und die Kommunikation unter der Bewohnerschaft angeregt und gestärkt wird. Die Qualität der atmosphärischen Holzkonstruktion wird durch gezielte Einschnitte gestärkt, ist im Inneren des Gebäudes allgegenwärtig spürbar und verleiht den vielschichtigen Raumfolgen eine angenehme wohnliche Stimmung.
Ein nicht alltägliches Beispiel für ein gelungenes Miteinander in einer hybriden und diversen Gesellschaft wurde mit diesem Gebäude auf eine sehr angemessene und ansprechende Weise umgesetzt.